Kaffee – eine zufällige Leidenschaft


Im Interview mit Timo Plötz

03 Mai 2017 1 Kommentar Timo Plötz auf seiner Farm

 

Hallo Timo!

Wie trinkst du deinen Kaffee am liebsten?

Aktuell trinke ich meistens Filterkaffee. Frisch gemahlen und direkt aufgebrüht.

 

Also eher klassisch und weniger exotisch?

Filterkaffee ist zwar eine klassische Zubereitung aber mit vielen Feinheiten: Was für eine Mühle wird verwendet, wie ist sie eingestellt, wie sieht das Mahlgut aus? Es wirkt zwar sehr klassisch aber es geht weit darüber hinaus, Kaffeepulver in einen Filter zu geben und Wasser draufzugießen.

 

Also trinkst du tatsächlich „Kaffee“ und keinen Latte Macchiato oder Cappuccino?

Espresso trinke ich sehr gerne. Mittlerweile habe ich auf der Farm einen Siebträger. Eine schöne Maschine, mit der man auch einen guten Cappuccino zubereiten kann. Es kommt immer auf die Situation an und was man dazu essen möchte.

 

Was ist für „Kaffee-Neulinge“ ein gutes Getränk?

Ich möchte den Leuten zeigen, was man aus Kaffee alles machen kann. Cappuccino ist ein schöner Einstieg. Wenn die Milch gut ist, hat man einen schönen Geschmack und ein schönes Mundgefühl durch den fluffigen Schaum. Wenn der Kaffee selbst auch noch gut ist, ergibt das eine schöne Symphonie.

 

Bist du in deinem Kaffeekonsum eher „Junkie“ oder „Genießer“?

Also ich trinke zwei bis drei Filterkaffees am Tag und abends einen Espresso. Nachmittags bei Gelegenheit noch einen Cappuccino. Mittlerweile bin ich eher ein Genießer. Je tiefer man in das Thema eintaucht, desto mehr entwickelt man sich weiter und probiert neue Sorten.

 

Ist Kaffee ein so großes Thema?

Ja und dabei stehe ich selbst noch am Anfang. Kaffee ist ein sehr großes Thema, eigentlich grenzenlos, mit vielen Bereichen: Kaffee anbauen, Kaffee rösten und Kaffee zubereiten. Das alles ist extrem vielschichtig und sehr komplex. Ein spannendes Thema, das einfach nicht aufhört.

 

Man merkt dir deine Leidenschaft für Kaffee an. Woher kommt die genau?

Ich bin wirklich froh, dass ich damit arbeiten kann. Es ist allerdings nicht so, dass ich Kaffee irgendwann als Lebensthema gewählt hätte. Diese eine Tasse, die wirklich eine Offenbarung war, gab es bei mir auch nicht.

Meine Frau ist Brasilianerin und ihr Vater hat in Brasilien eine Farm. Von dort aus hat er uns mal Kaffee nach Deutschland geschickt. Als er 2014 zur Taufe seiner Enkelin nach Deutschland kam, hat er zum ersten Mal seinen eigenen Kaffee getrunken. Es ist normal, dass Farmer den Kaffee anbauen und weiterverarbeiten aber nicht wissen, wie er eigentlich schmeckt.

Gemeinsam mit meinem Schwiegervater habe ich dann den Röster besucht, der auch seinen Kaffee geröstet hat. Der hat ihm etwas über die Aufbereitung erzählt, wobei mein Schwiegervater festgestellt hat, dass der Röster mehr weiß, als er. In einigen Fällen sagt der Röster dem Farmer, wie er seinen Kaffee haben möchte. Eigentlich eine umgedrehte Welt: Ein Weinhändler geht ja auch nicht zum Winzer und sagt ihm, wie er den Wein anbauen soll. Der wird vom Hof gejagt.

Für meinen Schwiegervater war das ein „Aha-Erlebnis“ und er dachte sich: „Komm, das ist es. Wir machen unseren Kaffee besser!“

 

Mit dieser Idee bewaffnet bist du dann zu four-quarters gegangen?

Ich habe von Anfang an ein offenes Ohr bei Alexander Stock von four-quarters gefunden. Wir haben die Idee besprochen und Pläne geschmiedet, aber mir war zu diesem Zeitpunkt selbst noch nicht klar, wo die Reise hingeht. Erst musste ich mich ja in Brasilien umschauen. Fest steht: Wenn ich unseren Kaffee nach Deutschland bringe, ist four-quarters meine erste Adresse.

 

Und wo ging die Reise dann letztendlich hin?

Drei Monate später war ich zur Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien auf der Farm meines Schwiegervaters. Da standen dann schon diverse Maschinen, die er gekauft hat. Alles was man braucht, um guten Kaffee anzubauen und aufzubereiten. Da war mir klar: Der meint das wirklich ernst!

Meine Frau und ich haben dann den Entschluss gefasst, auch mitzumachen. Daraufhin habe ich mich intensiver mit dem Thema beschäftigt und 2016 haben wir die ersten Kaffeesamen gepflanzt.

 

Was hast du dabei gelernt?

Um Kaffee wirklich zu verstehen, muss man alles verstehen: Anbau, Röstung und Zubereitung. Je mehr man über die einzelnen Schritte weiß, desto besser versteht man den gesamten Prozess und kann ihn verbessern. Es reicht nicht, sich einfach die Maschinen auf den Hof zu stellen und die Bohnen zu pflücken. Da steckt wesentlich mehr dahinter. Es kann viel falsch laufen aber man kann auch viel verbessern. Das ist mein Anspruch: Es von Anfang an gut zu machen.

 

Wann können wir den ersten Kaffee aus deiner Ernte genießen?

Eine Kaffeepflanze braucht drei Jahre, bis man die ersten Bohnen ernten kann. Wir haben ja ganz von vorne angefangen und neue Pflanzen aufgezogen, die gerade in der „Nursery“, also noch nicht auf dem Feld sind. Momentan sortiere ich defekte Pflanzen aus und beobachte die Entwicklung. In etwa zwei Jahren werden wir die erste Tasse gemeinsam trinken können.

 

Darauf freue ich mich jetzt schon!

Ich mich auch!

 

Auf Instagram könnt ihr an Timos Leben als Kaffee-Farmer teilhaben!

 


1 Kommentar

Markus Gaibl7. Mai 2017 um 21:04 Uhr

Ich freue mich auch schon auf Deinen Kaffee! Grüße aus Deutschland nach Brasilien…


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